Homer: eine volkstümelnde Sammlung von Schundliteratur ???

Diese gnadenlos überzogene Darstellung ist natürlich als Karikatur zu verstehen. Plato hielt die homerischen Epen, mit seinen eifersüchtigen und Intrigen spinnenden Göttern und seinen tragischen Helden, nicht für den rechten Stoff für die Heranbildung geistig gesunder Bürger in seinem Idealstaat. Er hätte solche Art Dichtung aus seinem Staate verbannt:

Also, sagte ich, o Glaukon, wenn du Lobredner des Homeros antriffst, welche behaupten, dieser Dichter habe Hellas gebildet, und bei der Anordnung und Förderung aller menschlichen Dinge müsse man ihn zur Hand nehmen, um von ihm zu lernen und das ganze eigene Leben nach diesem Dichter einrichten und durchführen, so mögest du sie dir gefallen lassen und mit ihnen, als die so gut sind wie sie nur immer können, vorlieb nehmen, auch ihnen zugeben, Homeros sei der dichterischste und erste aller Tragödiendichter, doch aber wissen, daß in den Staat nur der Teil von der Dichtkunst aufzunehmen ist, der Gesänge an die Götter und Loblieder auf treffliche Männer hervorbringt. Wirst du aber die süßliche Muse aufnehmen, dichte sie nun Gesänge oder gesprochene Verse, so werden dir Lust und Unlust im Staate das Regiment führen statt des Gesetzes und der jedesmal in der Gemeine für das Beste gehaltenen vernünftigen Gedanken.

Platon "Der Staat"